Bewegungsmangel

Der kindliche Bewegungsmangel und seine Folgen

Die moderne Gesellschaft ist geprägt von Hektik, Stress und Reizüberflutung. Autos beherrschen die Städte und Straßen. Wohnviertel sind dicht bebaut, so dass Kinderspielräume und Nischen zum Zurückziehen immer weiter verdrängt und auf einige wenige eintönig eingerichtete Kinderspielplätze verlegt werden. Viele unserer Kinder erfahren die Wirklichkeit oftmals nur noch aus „zweiter Hand”, wenn sie Filme, Fernsehen, Computerspiele oder Comics konsumieren. Die überdrehte Informationslandschaft bietet ihnen eine „Welt ohne Geheimnisse”, lässt aber kaum Raum für eigene Handlungserlebnisse.

 "Kinder bewegen" bietet Orientierung - auch ein Olympischer Ring kann Halt geben

Infolge von Medieneinflüssen und Impulsüberladung verschiebt sich die Lebensphase Kindheit mehr und mehr. Die Pubertät setzt immer früher ein; die Lebensphase Jugend beginnt immer zeitiger. Mit diesen veränderten Bedingungen sind Familien überfordert. Nahezu ein Drittel aller Eltern kommt bei der Erziehung nicht zurecht. Sie sind häufig nicht mehr in der Lage, ihren Kindern den Alltag zu erklären, so dass Probleme und Schwierigkeiten ungefiltert über die Kinder hereinbrechen. Im schnelllebigen Alltag bietet auch die so genannte Freizeit keine Entspannung mehr. Stattdessen wird sie für die Kinder vorbereitet, angeboten, veranstaltet und beaufsichtigt – das Leben läuft von Anfang an nach Terminplan ab. Zudem wird Freizeit stark von Wettbewerb und Konsumzwang dominiert.Die räumliche und zeitliche Einengung des Alltags der Kinder und der damit verbundene Bewegungsmangel haben tiefe Spuren hinterlassen. Bei Einschulungstests, ärztlichen Untersuchungen, Vorsorgechecks, universitären Studien etc. stellen Kinderärzte und Wissenschaftler fest, dass immer mehr Kinder physiologisch auffällig werden, körperliche Schwächen aufweisen und psychische Probleme haben. Insbesondere an den Schnittstellen zwischen Körper und Psyche, sozialer Umwelt und Psyche sowie physischer Umwelt und Psyche treten vermehrt Störungen auf. Kinder leiden unter Allergien, Störungen des Ernährungsverhaltens, Fehlsteuerungen der Sinneskoordination und des Bewältigungsverhaltens. Immer mehr Kinder sind übergewichtig, weisen mangelnde Fitness, koordinative und konditionelle Schwächen auf.Für die kindliche Entwicklung aber ist Bewegung das A und O. Mit Hilfe von Bewegung bauen Kinder ihre Persönlichkeit auf, lernen sich selbst zu vertrauen und mit anderen in Kontakt zu treten. Sie lernen sich und ihren Körper kennen, seine Möglichkeiten und Grenzen. Außerdem erfahren die Kinder mittels Bewegung ihre Umwelt: Sie erhalten eine Vorstellung von Raum und Zeit. So sammeln sie Wissen, das die Grundlage für das Lesen, Schreiben und Rechnen bildet. Je mehr Sinne der Kinder angesprochen werden, desto mehr neue Verknüpfungen werden im Gehirn gebildet. Schon beim Kleinkind warten die genetischen Anlagen im Gehirn ständig auf Signale aus der Umwelt. Die Aktivierung von außen ist Grundvoraussetzung für den ständigen Umbau des Gehirns, der die Selbstorganisation der Persönlichkeit vom Kindesalter an bedingt. Dazu bedarf es einer anregenden, reichhaltigen, lebendigen Umwelt.